Ein bereicherndes, tolles Wochenende beim LRWD e. V. in Alsfeld
Am Samstag den 22.10. 2022 referierte Dr. Udo Gansloßer, Privatdozent für Zoologie und Verhaltensforscher, im Hotel zur Schmiede in Alsfeld und begeisterte das Publikum im vollbesetzten Saal.
In dem Seminar erklärte er anschaulich, wie Züchter darauf hinwirken können, den Welpen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Unter dem Motto „Genetik ist nicht alles“, zeigte er auf, dass die Entwicklung eines Welpen immer von „komplexen Wechselwirkungen zwischen Erbe, Umwelt, Tradition und Epigenetik“ geprägt ist. Er verdeutlichte diese Prozesse anhand des Weges einer Kugel, die man von einem Berg rollen lässt. „Welchen Weg die Kugel nimmt, wie schnell sie rollt, welche Hindernisse sie umgeht“ ist immer einzigartig, weshalb die voraussichtliche Entwicklung eines Tieres nur bedingt vorherzusagen ist.
Anhand vieler Fallbeispiele aus der Tierwelt erläuterte Dr. Gansloßer wie epigenetische Erfahrungen bis zu drei und vier Generationen weitergegeben werden.
Zudem nahm er Bezug auf die Partnerwahl und Belegung der Hündin, sprich „kann ich dich riechen oder nicht“ und welche Außeneinflüsse, d.h. Stressfaktoren während der Trächtigkeit förderlich sind oder behindern. Dr. Gansloßer demonstrierte eindrücklich, den Zusammenhang von Hirnstoffwechsel und Verhaltensauffälligkeiten. Beispielsweise führen Kontrollverlusterlebnisse der Mutter zu einer Erhöhung des Cortisolspiegels, was zu einer Veränderung der Hirnstruktur im blauen Kern und im frontalen Stirnhirn des Welpen führt.
Es folgte nun ein Exkurs zur Ernährung nach dem Motto „was die Mutter nicht isst …“ und damit die Empfehlung der trächtigen Mutterhündin viele verschiedene Futtersorten anzubieten.
Er betonte, unbedingt auf Stressvermeidung in den ersten 2 Wochen nach der Geburt zu achten und unterstrich noch einmal, wie wichtig es ist, der Mutterhündin Ruhe zu gönnen- d.h. Besuch ist tabu! Des Weiteren beleuchtete er die sensiblen Phasen in der Welpenentwicklung. Letztendlich sind die im Prägungsvorgang gemachten und abgespeicherten Erfahrungen gegen Vergessen sehr stabil. Kritisch nahm er Stellung zum Nutzen der Welpentests in der 6. bis 8. Woche.
Als Fazit beschrieb Dr. Gansloßer anhand etlicher Fallbeispiele, wie essenziell es ist, den Welpen eine sehr abwechslungsreiche und aufmerksamkeitsfördernde Umwelt zu bieten. Alles sollte wohldosiert geschehen, denn ein Zuviel des Guten schadet ebenfalls.
Dieses spannende, lehrreiche Seminar lebte durch einen regen Austausch zwischen Publikum und Referent. Wir freuen uns schon jetzt, auf einen weiteren Vortrag von Dr. Gansloßer im LRWD e.V. im kommenden Jahr.
Beim gemütlichen Abendessen wurde munter weiterdiskutiert. Es ist einfach bereichernd, sich mit netten Menschen in fröhlicher Runde auszutauschen – ein echter Gewinn fürs Vereinsleben. |